Mittwoch, 5. September 2007

Neo-Liberale Politik

Hier ist ein wahres Gschichtli: In einem weit, weit entfernten Dorf in der Schweiz gab es einmal eine Metzgerei. Das Geschäft war das einzige im Dorf, und es bediente seit Jahrzehnten seine Kundschaft und lag seit früher Zeit an bester Lage an der Hauptstrasse. Das störte aber die neo-liberalen Bürger des Dorfes, die fanden, es brauche mehr "Markt". Nun begab es sich, dass eines Tages ein neues Metzgereigeschäft im Dorf eröffnen sollte. Da das Dorf seit seiner Anfangszeit weit gediehen war, gab es an der Hauptstrasse keinen freien Laden mehr, und der neue Metzger musste sein Geschäft deshalb an einer Nebenstrasse eröffnen. Dies war aber ein Nachteil, da der Weg zum neuen Geschäft weiter war als der zum alteingesessenen an der Hauptstrasse. Das gefiel dem neuen Metzger und seinen neo-liberalen Freunden nicht. "Im freien Markt", predigten sie mit erhobenem Finger, "müssen alle gleichlange Spiesse haben!" Und da sie im Dorfe die Mehrheit hatten, zwangen sie den alteingesessenen Metzger, seinen Laden mit der besten Lage an der Hauptstrasse aufzugeben und auf eigene Kosten ebenfalls an die Nebenstrasse zu ziehen! Alle Neo-Liberalen klopften sich gegenseitig auf die Schultern und vergossen Tränen vor Freude, dass "der Markt" einmal mehr "gespielt" habe.

Unglaublich? Nicht in der schaurig-schönen Neuen Welt neo-liberaler Logik, wo der Irrsinn Methode hat! Ich wiederhole, dass die Geschichte wahr ist! Ich habe lediglich einige Details abgeändert, um sie verständlicher zu machen. So handelte es sich in Wirklichkeit nicht um Metzgereien, sondern um Telefon-Auskunftsdienste. Auch ging es nicht um einen Platz an der Hauptstrasse, sondern um Telefonnummern. Der "alteingesessene Metzger" war die Swisscom mit ihrer seit Jahrzehnten eingebürgerten 111, die nach 1811 verlängert werden musste, und zwar aus einem einzigen Grund: um für sogenannt "gleichlange Spiesse" mit den neuen "Anbietern" (1818, 1802 usw.) zu sorgen.

Um die Liberalisierung und Privatisierung öffentlicher Dienste durchstieren zu können, die an sich ein natürliches Monopol darstellen (Strom, Wasser, Telefon, Schulen, usw.), werden komplizierte Konstrukte geschaffen und widersinnige Regeln aufgestellt, die verschleiern sollen, dass sich diese Dienste überhaupt nicht in einen Markt überführen lassen. Dass die Bürgerlichen (SVP und ihr Schosshündchen, die FDP) solchem neo-liberalen Unsinn zustimmen, ist keine Überraschung. Leider aber haben sich auch Grüne und die SP in letzter Zeit öfters über den Tisch ziehen lassen und zu solchem Unsinn Hand geboten. Zum Glück bietet sich im Oktober die Gelegenheit, mit seinem Wahlzettel ein Stopp-Zeichen gegen diesen Privatisierungs-Unsinn zu setzen, indem die Grün-Alternative Liste 11 in die Urne geworfen wird, oder "11.08.8 Ralph Sommerer" 2 mal auf jede Liste geschrieben wird! Die Grüne Partei Bern/Demokratische Alternative ist farbecht grün - gegen solchen neo-liberalen Unsinn!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ralph
Das ist aber eine gute Geschichte und gut, dass endlich jemand Klartext spricht. Alle meinen mit der Privatisierung hätten wir das goldene Los gezogen. Aber was es bringt, sieht man am Beispiel in England, mit den Eisenbahnen, um nur eines zu nennen! Gut Ralph, mach weiter so! Meine Stimme(n) hast du auf jeden Fall!